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Freitag, 3. Februar 2023

Fluchen ist auch Therapie

Lange war es ruhig um mich, aber so hattet ihr alle mal Zeit, Euch von mir zu erholen. Es hat sich viel um mich herum getan, vieles davon gut, vieles davon scheiße, vieles davon überflüssig und manches einfach nicht zu ändern, geschweige denn zu beeinflussen. Ich glaube, ich durchlebe gerade so etwas wie eine Metamorphose und ob das gut ist oder nicht, weiß ich bisher noch nicht.

Ehrlich gesagt, ist der einzige Grund mal wieder zu schreiben der, dass ich eine neue Tastatur habe und schon länger darüber nachdenke, etwas zu schreiben, was mir am Herzen liegt, wie jeder andere Post von mir auch. Ich habe auch jetzt keine Lust darüber nachzudenken, was ich Euch das letzte Mal geschrieben habe und so komme ich direkt zum Punkt, welcher mir gerade entfallen ist. Ok, also vielleicht doch nur wegen meiner neuen Tastatur?...


Nein, mal Spaß beiseite. Vergangenen Oktober wurde eine neue Weiche für mich/uns gestellt und ich bin noch nicht ganz sicher, was ich von der Richtungsänderung halten soll. Eigentlich wollte ich alles revidieren, meinen Kram zusammenpacken und wieder in die Heimat fliehen, ohne mich noch einmal umzudrehen. Na gut, das war der dramatische Teil der Geschichte ...Fazit...ich sitze noch immer hier :-). 

Wir mussten leider einen Schicksalsschlag verarbeiten, der uns einen Menschen nahm, an dem wir sehr hingen. Völlig plötzlich, ohne Vorwarnung, ohne auch nur ein merkwürdiges Bauchgefühl verstarb ein sehr sehr lieber und sehr langer Freund - einfach so. Seit diesem Tag sehe ich die Welt einfach anders und war ich anfangs voller Trauer und Wut beginne ich heute, anders zu denken. Ich betrachte das, was in meiner Zukunft liegt, als Chance, eine kleine, aber eine Chance. Eine Chance auf neue Freunde, eine Chance auf neue Pläne und eine Chance, meine emotionale Achterbahn zum Stillstand zu bekommen. 

Am zweiten Weihnachtstag wurde die Entscheidung, vielleicht doch hier zu bleiben, auf wacklige Füße gestellt. Meine Enkeltochter erblickte das Licht der Welt und wieder schien mein Boden zu schwanken. Vor Glückseligkeit, vor Liebe und vor Angst, Angst, ihr nicht die Oma sein zu können, die ich sein möchte, wenn ich hier bleibe. Aber, soweit bin ich noch nicht. Ich durfte sie Anfang Januar kennen- und lieben lernen und freue mich über jedes kleine Lächeln vom wohl allerschönsten Enkelkind der Welt :-). Doch da bei mir nichts einfach sein kann...war auch diese Freude schwer getrübt, denn am gleichen Tag, als ich in der Heimat eintraf verstarb ein weiterer lieber Freund, den wir vor einer Woche zu Grabe trugen. Und hier kommen wir zum eigentlichen Thema meines Posts!

Ich kann nicht immer verstehen, warum Dinge geschehen, doch habe ich mir seit meinen Depressionen angewöhnt, solche Fragen auf später zu vertagen, weil sie mich zu sehr anstrengen. Der Tod meines Freundes hat mich sehr nachdenklich gemacht und ich habe angefangen, mit ihm zu sprechen, wenn ich spazierengehe. Gut, meist fluche ich, weil er sich verpisst hat, aber irgendwie hilft es mir, die Trauer zu verarbeiten. Nein, ich habe keine kleinen imaginären Freunde, außer Edgar, Wuschel und Fred :-).

Immer, wenn ich glaube, dass mein Leben so langsam wieder in geregelte Bahnen rutscht, passiert etwas, was alles auf den Kopf stellt. Ich sehe auf einmal die Scheinheiligkeit der Menschen, das Falsche in ihren dummen Gesichtern. Noch vor einem halben Jahr hätte ich es bemerkt und geschwiegen, heute bin ich jemand anders. Ich habe keine Lust mehr, Zeitfresser in meinem Leben zu akzeptieren und deshalb haue ich direkt raus, was mich ankotzt oder ich ignoriere, was ich nicht sehen möchte. Ich möchte keine falschen Freunde, keine hohlen Gespräche und keine Treffen mit Menschen, die ich nicht ausstehen kann. Ich möchte meine Tage nicht vollstopfen mit unsinnigen Taten und keine Diskussionen mit fragwürdigem Inhalt führen - ich möchte SEIN und zwar so, dass ich mich gut damit fühle. 

Ich möchte nicht innehalten, wenn ich etwas zu sagen habe, ich möchte weinen, wenn meine Tränen mir davon berichten und ich möchte laut lachen, auch wenn es vielleicht nicht passt - einfach weil Ich ICH bin. Ich möchte essen was mir schmeckt und meiden, was ich nicht mag. Ich möchte schreien, wenn mir danach ist und ich möchte etwas zerschlagen, wenn die Wut mich nicht los lässt. 

Wen interessiert es, ob ich 20 kg zuviel oder zu wenig hatte, wenn der Zettel erst am Zeh hängt? Wen interessiert, ob ich auf einem Selfie kacke aussehe, wenn ich einst nicht mehr bin. Wen interessiert es, ob ich Frau Müller oder Frau Mustermann leiden konnte, wenn ich einmal fort bin. Wen interessiert es, ob ich einen Fehler machte oder nicht, wenn ich bereits mit Philadelphia bewaffnet auf meiner Wolke sitze und merkwürdige Lieder trällere? Eben..niemanden! 

Interessieren tun die Dinge, die wir bewirken, die Situationen, wo wir etwas zum Guten wenden konnten. Alles, was wir im Leben tun, hinterlässt eine Spur, so wie ein Schritt einen Abdruck hinterlässt oder ein Finger auf Glas. Es zieht Kreise, wie der Stein im Wasser Kreise wirft. Es ist beruhigend, denn auf etwas Gutes folgt auch etwas Gutes. Solche "kleinen Wunder" sind ansteckend und das sind die Dinge, an die Menschen denken, wenn sie an ihre Verstorbenen denken. Es sei denn, man war ein Arsch...gut...auch daran wird gedacht werden :-). Aber, wer will das schon?

Ich weiß nicht, wie lange meine Füße mich noch tragen, wie lange ich noch den Sternenhimmel sehen darf, wie oft ich noch den Jahreszeitenwechsel bestaunen und mich in der Sonne ahlen kann. Wie oft ich noch tief seufze, einfach - weil ich mich wohl mit mir und meinem Leben fühle oder wie oft ich noch die Zusammenkünfte mit Menschen, die ich schätze, genießen werde - aber eines weiß ich..., was auch immer ich tue, ich möchte es tun, weil ich es tun möchte und nicht, weil man das von mir erwartet! 

Findet Euch in Euch wieder, falls ihr Euch verloren habt, denn ich denke, dass ist es, auf was es ankommmt. Seid ehrlich Euch selbst gegenüber und bereut nichts, was ihr tut oder tut es gar nicht erst. Sagt Euren Lieben täglich, wie viel sie euch bedeuten und zeigt es auch mit Taten, denn ihr wisst nicht, ob Eure Liebsten morgen noch da sein werden. Seid mit Euch im Reinen und tut ab und zu etwas selbstloses...denn es fühlt sich einfach richtig und gut an - probiert es einfach aus !


So...ich weiß, klingt wie die 10 Gebote in einem Sekten-Handbuch (könnte ich mir so vorstellen g* u. nein, ich war noch in keiner und möchte auch in keine :-))...aber das war einfach einmal eine Zusammenfassung meiner Gedanken der letzten Monate...die ich mit Euch teilen wollte.

Passt auf Euch auf ...

in diesem Sinne...schönes Wochenende

Euer Questinchen

 


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