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Donnerstag, 4. April 2013

Wo bleibt FSK 45?

Wir lieben Gänsehaut, ob durch das sanfte Streicheln zärtlicher Hände oder durch diverse Filme, die uns in ihren Bann ziehen. Ich stehe total auf den Gruselmist, obwohl ich die halbe Zeit hinter einem Kissen verschanzt auf detaillierte Beschreibung meines Mannes warte...


Ich weiß noch der erste, mir nicht gestattete Gruselfilm "Die Wendeltreppe", den ich im zarten Alter von 8 Jahren hinterm Sofa meiner Eltern versteckt, gesehen habe. Ich war geschickt wie Tom Cruise in "Mission: Impossible", kauerte mich dort zusammen, belauschte unartigerweise den Small-Talk meiner Eltern, hörte das Rascheln der Chipstüte und bereute, das ich mir nichts nehmen konnte. Ich war unsagbar stolz auf mein trickreiches Vorgehen und fast wäre es unentdeckt geblieben, wenn ich nicht laut hätte aufschreien müssen. Und da begann mein persönlicher Horror - man entdeckte mich, schickte mich schreiend ins Bett, ohne Gute-Nacht-Geschichte und ignorierte mein Flehen nach etwas zu trinken. Tja, super hingekriegt Tom...




Vom Film hatte ich jedoch eine ganze Menge und viel detaillierter, als es mir später irgendein Mann hätte erklären können. Ich wurde in der gleichen Nacht wach, weil ich zum Klo musste. Meinem Zimmer gegenüber lag der Speicher, in dem meine Eltern die Wäsche trockneten. Die Speichertür stand offen und ging auf und quietschend wieder zu, da es in dieser Nacht stark windig war. An der Leine hing auf einem Kleiderhaken das weiße Nachthemd meiner Oma und das bewegte sich natürlich mit dem Wind. Ich schrie das ganze Haus zusammen mit dem Erfolg, dass ich neben der sowieso schon schlechten Stimmung gegen mich noch ein saftiges Stubenarrest und Küchendienst erhielt - toller Horrorfilm.
 
Wesentlich reifer war ich bei "American Werewolf", den ich mit ein paar Freundinnen im Kino ansah. Oh mein Gott, war das gruselig und eklig, aber ich war tapfer und versuchte, nicht so offensichtlich wegzusehen, schließlich war ich schon 14. Ich krallte mich an meinem Becher Cola und der Tüte Popcorn fest und wann immer ein Szene zu eklig wurde, quatsche ich meiner Freundin ein Teilchen an die Backe, um mich abzulenken. Na gut, ihr gefiel es nicht so, denn sie schien wesentlich mutiger als ich zu sein. Aber ich schlug mich wacker.....bis David (der Darsteller) sich erstmals als Werwolf an einem Opfer vergriff....ich erschreckte mich so sehr, dass mein Popcorn nebst Cola beim Vordermann landete und ich so laut schrie, dass der Film für alle Kinobesucher unwesentlich wurde. Alle Blicke galten mir und ich drückte mich so in den Sitz, dass ich mit meinen Schultern fast ein Loch in die Rückbank gedrückt hätte. Schamerfüllt und mit hängendem Kopf verließ ich das Kino, schlotternd wie ein junger Hund.



Da ich lernfähig bin wartete ich wieder eine Zeitlang, bis ich mir das nächste Mal, ganz alleine, einen Psychothriller ansah! Leider schlief ich währenddessen ein, mit der Hand über dem Kopf und erwachte ein paar Stunden später durch irgendein Geräusch. Im Dämmerlicht des Fernsehens, schlaftrunken wie ich war, erblickte ich schemenhaft eine Hand an meinem Kopf...mit rasendem Herzen griff ich danach, spürte dass sie menschlich war und schrie mal wieder aus Leibeskräften, bis ich begriff, dass es meine eigene Hand war, die auf meinem Kopf ruhte, um mich zu Tode zu erschrecken.

Ihr seht, ich bin ein unverbesserliches Weichei, wenn es um Horrorfilme geht, obwohl mein Hirn genau weiß, dass alles nur Inszenierung ist, aber ....das Kind in mir liegt noch immer hinter dem Sofa und gruselt sich zu Tode :-). Vermutlich haben die wegen mir die FSK (freiwillige Selbstkontrolle) eingeführt ^^.

Dabei frage ich mich bei den meisten Filmen, warum es immer wieder die Frauen sind, die vor Peinigern flüchtern und hinfallen, damit der megahässliche Peiniger über sie herfallen kann. Tz, als wenn wir nur dämlich wären. Oder in Splattern, wo ganze Gruppen abgeschlachtet werden - immer rennt irgendwer alleine in die Dunkelheit - um ...man glaubt es kaum . ...zum Opfer zu werden. Totale Unlogik, jeder weiß doch, wie das endet. Gucken die denn keine Filme??? *lach*. 



Kinder werden ja auch sehr gerne in Horrorfilmen gezeigt..wie sie von nächtlichen Gespenstern unter dem Bett oder dem schwarzen Mann im Schrank genötigt werden. Auch das endet immer gleich....die Eltern glauben kein Wort und das Kind schlägt seinen Angreifer meistens todesmutig in die Flucht. Hätte ich das Nachthemd aus meinen Kindertagen doch alleine erlegen müssen? Nein, da ich ein Mädchen bin, wäre ich vermutlich, nach hinten guckend, die Treppe runtergefallen und hätte mir meinen Hals gebrochen.

Was lernen wir daraus? Wir sollten uns lieber reale Gänsehaut holen....die uns zärtliche Finger und Hände bescheren, das ist real und löst keine Panikattacken aus...

PS: Übrigens...ich schaue derzeit alleine einen Horrorfilm, noch ist keine Frau gefallen, noch kein Kind zum Held geworden und warum tue ich mir das erneut an?
Weil die Hände fehlen, die mir die Gänsehaut bescheren...*sfg*

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